Zu diesem Begriff fällt einem direkt Kanzan ein. Der Hersteller von Spezialpapieren prägt das Ende der Rütger-von-Scheven Straße. Dort stand früher die „Neumühle“, die älteste Papierfabrik in der Stadt.
Der Mühlenteich versorgt Kanzan und die sonstige Papierindustrie der Stadt mit Rurwasser.
Ehemals Fuchs-Brot an der Nideggener Straße wurde abgerissen.
Auf dem Gelände entsteht demnächst neuer Wohnraum durch die Firma S-Struktur.
Der Betrieb der Fuchs-Brot GmbH an der Nideggener Straße wurde 2019 in Folge einer Insolvenz
aufgeben. Das Gelände mit der ehemaligen Produktionsstätte wurde verkauft und der
Gebäudebestand 2024 abgebrochen. Das Plangebiet zwischen Nideggener Straße und Neumühle umfasst ca. 8.700 m². Auf der Fläche ist ein Wohnquartier geplant. Die Realisierung soll in 4 Abschnitten erfolgen.
Es ist eine Baulückenschließung entlang der Nideggener Straße geplant, die vorab gemäß den
Vorgaben des § 34 BauGB entwickelt werden kann. Der rückwärtige Bereich des ehemaligen
Fuchs-Brot-Geländes kann nur über die Aufstellung eines Bebauungsplanes entwickelt werden. Hier
ist eine maximal viergeschossige Wohnbebauung mit einem differenzierten Wohnangebot geplant,
die durch eine Quartiersgarage ergänzt wird. Eine gezielte Gestaltung und Begrünung der Freiräume
sowie eine Dachbegrünung ist vorgesehen. Die Erschließung des rückwärtigen Bereichs ist über die
Straße Neumühle vorgesehen. Der ruhende Verkehr soll in der Quartiersgarage im nördlichen Bereich
gebündelt werden. Eine fußläufige Verbindung aus dem Quartier zur Nideggener Straße ist Teil des
Konzepts.
Zur Umsetzung der Baulandstrategie sollen rd. 30% der neu geschaffenen Bruttogeschossfläche im
geförderten Wohnungsbau entstehen. Je nach konzeptionellem Ansatz und Verfügbarkeit von
Fördergeldern kann der prozentuale Ansatz in Abstimmung mit der Stadt Düren variieren.
(Auszug aus der Beschlussvorlage)
Die Dokumente zur Aufstellung eines Babauungsplanes finden Sie im Ratsinformationssystem der Stadt Düren.




Die Neumühle (heute Kanzan) ist die äteste Dürener Papierfabrik. Rütger von Scheven, der aus dem Bergischen stammte, erhielt 1710 die Konzession am „Dürener Teich“ in der Nippesstraße eine Papiermühle zu errichten.
Zur Geschichte der „Teiche“ zwei Links: Wikipedia 1 und Wikipedia 2
Die „Teiche“ darf man sich nicht als das vorstellen, was man gemeinhin unter einem Teich versteht, sondern es waren künstliche Wasserläufe, die Wasser aus der Rur zu Industrieanlagen führten.
Gute Infos zur Papierherstellung und den „Teichen“ auch hier von Bernd Hahne (Stadtmuseum Düren).
Nach bisherigen Erkenntnissen geht man davon aus, dass die Mühlenteiche älter als die Stadt Düren sind. Gespeist wurden die Mühlenteiche durch die Rur. Die Mühlenteiche im Altkreis Düren mit ihren zahlreichen Wassermühlen haben wesentlichen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung im Kreis Düren, denn über viele Jahrhunderte war die Wasserkraft die wichtigste Energiequelle.
Direkt nebenan war Rütger von Scheven schon Besitzer einer Ölmühle, die bereits seit 1656 zunächst als Lohmühle später als Schleifmühle in Betrieb war, welche zum Schleifen von Werkstoffen oder zum Schärfen von Werkzeugen diente. Nach dem Tod Rütger von Schevens im Jahre 1740 führte sein Sohn Lukas das Unternehmen weiter. Durch einen Vertrag ging das Vermögen 1773 auf die Kinder seiner Schwester Magdalena Schoeller über und 3 Söhne wurden die neuen Besitzer. Das war der Einstieg der Familie Schoeller in die Papierindustrie, die zuvor überwiegend in der Tuchherstellung tätig waren. 1784 erhielten die 3 Brüder zusätzlich die Konzession für die Papiermühle Schoellershammer.
Als Magdalena Schoeller 1794 starb, erbte der ältestes Sohn Philipp als alleiniger Inhaber diese Mühle. Seine Erben interessierten sich den Quellen nach nach seinem Tod 1805 wenig für die Papierproduktion.
Die Söhne des Heinrich August Schoeller, Julius und Benno erwerben die Mühle 1862 und entscheiden sich bald darauf 1866 für Abriss und Neubau. Die neue Mühle wurde mit der damals neuesten Technik ausgestattet. Die Wasserräder wurden durch Turbinen mit einer Dampfkesselanlage ersetzt und eine erste neue Papiermaschine in Betrieb genommen. Durch stetige Erweiterungen und Modernisierungen zu Beginn des 20.Jahrhunderts erlangte die „Neumühle“ (wie sie dann hieß) Weltgeltung und beschäftigte rund 700 Mitarbeiter.
1914 übernahm Hugo Albert Schoeller und 1931 dessen Sohn Dr. Walter Schoeller als Alleininhaber das Unternehmen. Beim Bobenangriff auf Düren am 16.November 1944 wurden große Teile der Gebäude und Maschinen zerstört und anschließend mehrfach wechselnd von Soldaten besetzt, wodurch weitere Schäden entstanden. 1947 konnte dann wieder die Ppaierproduktion gestartet werden.
Das Werk blieb bis 1981 im Besitz verschiedener Zweige der Familie Schoeller. 1982 übernahm Zanders die Fabrik und 1989 die Firma Kanzan. Kanzan wurde von Zanders Feinpapiere und dem japanischen Papierhersteller Kanzaki gegründet. Heute ist der größte japanische Papierhesteller, die Oji Paper Group, mit 95% Beteiligung der maßgebliche Gesellschafter von Kanzan mit rund 300 Mitarbeitenden.
Hergestellt werden Thermo- , Injekt – und andere Spezialpapiere, wie sie uns z.B. als Aufkleber bei Gemüse – und Obsteinkauf etc. begegnen.

Die Rütger-von-Scheven Straße (linke Bildhälfte) und ein Kanzan (rechts).
Die Bilder entstanden alle noch vor dem Neubau des Rurbades 🙂

Direkt an der Neumühle (heute Kanzan) muss die oben schon genante Ölmühle gewesen sein.
Außerdem gab es mit Beginn des 18. bzw. 19 Jahrhunderts zwei weitere Mühlen südlich am Mühlenteich.
Franz Nikolaus Kannengießer begann 1713 mit der fabrikmäßigen Herstellung von Tuchen. Produziert wurden Woll – und Baumwolldecken. 1830 waren dort 22 Arbeiter beschäftigt. Die Mühle stellte den Betrieb aber vermutlich noch vor dem Ende des 19 Jahrhunderts ein. In unmittelbarer Nähe, nur wenige Meter teichabwärts befand sich die Wecksmühle, die erstmals 1805 von den französischen Besatzern als Mehr und Walkmühle genutzt wird. Franz Weck betrieb 1822 dort im Wechsel eine Getreide und eine Ölmühle. 1836 und 1861 wurde die Mühle verkauft. 1891 wurde die Mühle durch einen Brand zerstört und später 1897 von der Wellpappenfabrik Thomason und Norris ausschließlich mit Dampfantrieb wieder in Betrieb genommen. nach dem ersten Weltkreig wurde sie unter Besitzerin J.Schuhmacher wieder als Getreidemühle geführt, aber die „Spur“ verliert sich in den 30er Jahren, so dass sie da wohl schon nicht mehr in Betrieb war.
Der Straßenname „An der Ölmühle“ erinnert an die historische Situation. Die neue Bebauung in den Jahrzehnten danach zwischen der Firma Kanzan und „An der Garnbleiche“ lassen für mich keine genaue Verortung der einzelnen Gebäude zu. Wer mir da mit Details helfen mag, ist herzlich eingeladen, sich zu melden. Alle historischen Informationen stammen aus dem Buch „Ein Rundgang durch Düren Süd“ von Hartmut Böllert sowie aus Wikipedia und es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit :-).